Montag, 2. November 2009

Schiist mi a lebe – Danke Ueli




Es ist noch nicht allzu lange her, da schwärmte ich von meiner diesjährigen Dienstleistung am Vaterland. Ich malte mir Bilder aus wie ich im Internet surfe, Musik produziere, ewigs und länger in den Ausgang gehen werde und sowieso werde das ein richtig toller WK. Ich hatte diese Vorstellungen anhand meiner 18wöchigen Erfahrung in der RS sowie meinem letzt jährigen WK erschaffen. Soweit gefehlt.

Am Sonntagabend rücke ich ein, unter den Argus Augen der Militärpolizei. Sie schweigen  mich zwar an, aber im Nacken fühle ich ihre Blicke die mir folgen. Ich weiss dass mein Tenu Scheisse ist… Aber Herr im Himmel ich bin WK Soldat! Ein Unbehagen macht sich breit und ich steige ins Taxi. Einen kleinen Quatsch später bin ich in der Kaserne im Zimmer. Exakt um 23.30 Uhr steht ein Wachmeister in unserem Zimmer, in der einen Hand hält er einen Plan, in der Anderen einen Kugelschreiber. Anwesenheitskontrolle.  Ach so. Ist ja fast wie in der RS. Nun gut darauf scheisse ich, ist ja nicht so dass ich unpünktlich bin, aber ich werde dieses fiese Gefühl im Nacken nicht los. Am Montag bin ich im Büro. Zeitung verteilen, Kopien erstellen, Briefe falten, Pandemiegrippemasken in Grips verteilen – Mittag. 
Jetzt geht’s los. Kurz nach dem Essen trudeln die ersten Rekruten ein. Breite Hosen, verwetzte Hosen, normale Hosen, Trainerhosen in Socken, Hosen über Bauchnabel. Auch viele Hooders, Glitzer T-Shirts, Polos, Death Metal Shirts, Lederjacken, Regenjacken und Trainerjacken rücken ein. Am besten sind aber die Frisuren. Vom kahlgeschorenen „ich hab am Sonntag Jarhead, Fullmetal Jacket und die Akte Jane am Stück geschaut“ über den „ich benutze ein Kilo Gel weil’s so schön flutscht“ bis zum „mir ist alles egal – ich will nach Hause“ Haarschnitt sind hier viele bunte Mischungen zu finden. Allgemein gibt so ein RS Start ein sehr gutes Durchschnittsbild eines aktuellen Jahrganges. Ganz kreativ sind auch die Bartvariationen die einrücken. Die einen wollen mit ihrem drei Wochen Flaum ein Statement setzen. Die wenigen Haare im Gesicht schreien mit aller Kraft: „Ich gehöre hier nicht hin. Ich werde mich nicht der Obrigkeit unterwerfen. Ich kämpfe mit aller Kraft gegen euch an.“ Dieses Statement erweist sich als übrigens als völlig belanglos wenn erst mal Bananengas in der Luft ist. Nicht fies – nein richtig gemein zwängt sich nämlich der Bart zwischen Gasmaske und Aussenluft und auch der letzte Che Guevara wird nach der Aktion Banana seinen Bart stutzen. Die Revolution ist dann nur noch Schall und Rauch. 
Nun ja ich muss zurück ins Büro, Briefe falten und so. Beim Zurücklaufen treffe ich auf einen Wachtsoldaten. Ja es sei halt schon nicht mehr wie früher. Man dürfe nicht mal mehr Zeitung lesen auf der Wache, die Zwischenverpflegung ist auch gestrichen worden und sowieso ist früher alles besser gewesen. Das beunruhigt mich etwas – wieder kommt dieses paranoide Gefühl auf. Ich glaube ich werde beschattet. Dieser Wachmeister der unsere Zimmer kontrolliert – was macht der eigentlich den ganzen Tag? Ein kurzer Blick in sein Dienstbuch und Personalblatt ergibt – nichts…. Also hat er die spannende Aufgabe gefasst, nachts um 23Uhr die Zimmerkontrolle durchzuführen. Toll. Aber was macht der Typ denn den ganzen Tag lang? Spioniert er uns nach? Ob wir Hasch rauchen in den Mittagspausen? Ob unsere Stiefel geputzt sind? Ob wir unseren „3 Wochen Revolutions Flaum“ jeden morgen rasieren? Ich glaube ich werde paranoid. Schiist mi a WK. Aber an dieser Misere ist nicht der Wachtmeister Schuld. Auch nicht der Oberleutnant, weder der Adjudant noch der Oberst. 
Nein diese Verschwörung wurde von langer (rechter) Hand geplant. Das ist Uelis Werk. Das ist sein Plan die beste Armee der Welt zu erschaffen. Indem er seinen Chef der Armee auf den desolaten Zustand der Armee hingewiesen hat. Wahrscheinlich mit einem Nebensatz wie „eso dänn nöd, André. Gäll?“.  
Dieser wiederum hat diese Aussage sehr ernst genommen. Etwa so ernst wie die Aussage der GSOA in der Arena vor zwei Wochen. Seine AD10 seien kleine, unterbeschäftigte Rambolinos ohne Auftrag und Sinn. Nun ja, André hat gehandelt. Sehr wahrscheinlich einen Befehl an seine Untertanen durchgemorst (ein schaurig schönes Wort!)

EILIG – INTERN – GEHEIM

VON CHEF DER ARMEE
AN KADER JEDER STUFE DER ARMEE21

WK SOLDATEN IN DESOLATEM ZUSTAND –STOP – UELI UNZUFRIEDEN –STOP – DRINGEND ZUCHT UND ORDNUNG WIEDER HERSTELLEN –STOP –KEIN MITTEL IST ZU HEILIG –STOP – SCHUHPUTZLISTEN ERSTELLEN –STOP – ZIMMERKONTROLLEN JEDEN ABEND –STOP – WIEDER ANTIBOCK IN DEN TEE GIESEN –STOP – BLICK LESEN VERBIETEN –STOP – BESONDERE AUFMERKSAMKEIT AUF REVOLUTIONSBARTTRAEGER –STOP – PERET PFLICHT –STOP – BEIGÜMMELI PFLICHT –STOP –LAUTER REDEN –STOP – OEFTERS IMPERATIV VERWENDEN –STOP – W-LAN AUF WAFFENPLAETZEN DRINGEND VERSCHLUESSELN –STOP – BIS ZUR NAECHSTEN BUDGETERHOEHUNG EINZUHALTEN –STOP

ENDE 

Sonntag, 26. Oktober 2008

Breakdance, Hamburger, und die Wache

Montag morgen es ist gerade 8 Uhr früh und ich rücke per Taxi in der Kaserne Thun ein. Beim Tor drücke ich dem Fahrer zehn Franken in die Hand, verabschiede mich und vor mir steht der Wachtkommandant...

"Soso, Einrücken Sonntag Abend 2300 Uhr oder wie isch das gnau gsi?"

"Jo das wär glaubs eso... ja.... ähem..."

"Dasch aber s letschmol gsi das so öppis vorchont...!"

Verstande...

Das wars dann auch schon, Konsequenzen? Keine...

Ich startete mit einem Kaffe in der Soldatenstube, las die Aargauer Zeitung und freute mich auf die ersten drei Stunden Wache die sich in die Ewigkeit ziehen würden. Die ganze Woche verlief extrem entspannt, am Dienstag Abend machten wir Bekanntschaft mit ein paar Tessiner die wir bis um morgens um 1 Uhr am Töggelichasten bekriegten. Nach einem Schlummerbier "Schneewittli" und "Cuno von Fenis" die ein enger Vertrauter namens Soldat M. eingeschleust hatte warem wir ready to sleep und am Mittwoch Morgen dementsprechend gut drauf.



So geschah es dann auch dass Soldat W. sich nicht mehr zurückhalten konnte und mit seinen fast 30 Jahren eine Oldschool Breakdance Session hinlegte:



Es war dann auch schon Donnerstag Abend, ich hatte noch meine letzte Wache von 18 - 20 Uhr, als ein aufgeregter Wachtkommandant vorfuhr. Ich blickte von meiner Partie Schach auf dem Notebook auf und er begann hysterisch von einem Zivilisten zu reden, der sich scheinbar auf dem Areal aufhalte. Natürlich fühlte ich mich ertappt, hatte ich doch so gut wie meine ganze Aufmerksamkeit auf den König des Computers gelenkt... Also Notebook zu, Peret auf und schon patroullierte ich wie ein Stehaufmännchen vor meinem Tor. Ein Personenwagen vollgestopft mit Wachtsoldaten fuhr in Eiltempo an mir vorbei. Hoppla, das musste ernst sein... Ein schlechtes Gewissen packte mich, hat sich der Zivilist wohl an meinem Tor vorbeigeschlichen und ich habe es nicht bemerkt? Ich wollte gerade alle Scheinwerfer einschalten als das Telefon klingelte..

"Savoca, sofort s Tor zue mache und id Zentrale cho, mer bruched jede Maa uf der Suechi nach dem Zivilischt!"

Gesagt, getan, es war mir wirklich nicht wohl bei dem Gedanken, dass ich vielleicht Schuld an dieser Misere haben könnte. Ich sah von weitem unseren Personentransporter in einem Höllentempo auf mich zu kommen, oweh, die meinen das ernst! Mit einer Vollbremsung hielt der Wagen vor mir an, die Schiebetür ging auf, zwei Soldaten stürmten auf mich zu und stülpten mir ein Kopfkissenbezug über mein Haupt. Ach du Scheisse... Jetzt habe ich solange rumplagört wegen der Hamburgertaufe, und jetzt habe ich den Scheissdreck.

Wild und mit quietschenden Rädern fährt der Wagen mit mir davon. Als ich aussteige nimmt man mir den Bezug vom Kopf und der Wachtkommandant steht vor mir.
Er schreit mich an,
DAHER! HELM AUF!

Jetzt steh ich also da, wie in meiner RS (siehe ältere Blogs) uns muss salutieren, Liegestützten machen (mehr als in meiner ganzen RS zusammen!!!) und zwischen jeder Übung noch einen hinter die Bimbe kippen. Aus total verhängten Soldaten



werden plötzlich Drill Sergeants die mich anbrüllen...


Los! Alles bis uf d Unterhose und S Hömli abzieh!

Äh... sie sorry aber äh...

LOS!

Na gut, ich steh nun also da, Socken, Unterhosen, Shirt und Helm... und werde zum Wachtmeister gejagt der sich zwischen zwei grossen Fracht Containern aufgestellt hat. Das Ganze wirkt etwas merkwürdig, der Wachtmeister grinst breit und bewegt sich langsam rückwärts als ich auf ihn zustürme... Kurz nachdem ich die beiden Container passiert habe entdecke ich den Wachtkommandanten inklusive Wasserwerfer und Regenmantel...

WAAABUUUM!

Ich werde vom Druck des Wasserwerfers erfasst und weiss nun endlich wie sich Demonstranten am 1. Mai fühlen... Ich suche Deckung hinter einem Schild und denke nur noch an Rache. Ich sprinte los und tackle einige unserer Jungs, als plötzlich alles rund um mich herum weiss wird.
Was ich nicht wusste...? Sie warteten nur darauf, dass ich aus der Deckung komme um mich dann mit kiloweise Mehl einzustäuben... Na gut, eigentlich würde ich jetzt gerne ein Bild von mir in triefend nassen, dreckigen Unterhosen und weissem Gesicht und Helm zeigen, aber ich glaube es ist schon gut so...

Kurz darauf wirft man mir eine Wolldecke um den Rücken, klopft mir auf die Schulter und bringt mich in die Unterkunft zurück wo ich eine Dusche nehmen konnte. Wusstet ihr dass Mehl und Wasser, Teig ergibt? Und dass man Teig extrem schwer aus der Körperbehaarung kriegt?

Wie dem auch sei, als Belohnung gabs ein wunderbares Cordon Bleu im Kanönli, und einen Vollsuff im Ratteloch... und am Morgen danach herrlich kaputte Gesichter auf der Wache...

Sonntag, 19. Oktober 2008

Mike, die Wache und Ich

Da sass ich vor dem Fernseher und Richterin Barbara Salesch versucht mir zu erklären was Recht und Unrecht ist. Ich hatte gerade gut gespeist, meinen 5. Kaffee hinter mir und es war mir so langweilig dass wir uns sogar dazu durchgerungen haben, der Richterin Aufmerksamkeit zu schenken... Wie tief konnten wir noch sinken? Wie langweilig konnte unser Leben noch werden? Wir fassten einen Beschluss der, was ich da noch nicht wusste, mein Leben für immer verändern würde...

Wir entschieden uns im Nespresso Shop bei George Clooney neuen Kaffee für die Wache zu kaufen und wenn wir schon auf dem Weg waren, könnten wir noch neue Schuhe für Soldat W. poschten. Gesagt, getan. Stand ich also in diesem Schuhladen, hatte schon meinen dritten Becher gratis Wasser (kalt) von diesen Wasserdispensern, als ich mich dazu bewegte, von den Adidas Superstars abzusehen und draussen eine Zigarette zu rauchen. Kaum hatte ich den Glimmstengel im Mund sah ich in der Beiz vis a vis, DEN Schweizer Lokalmatador was Astro Hokospokus anbelangt.





Ja ich weiss, jetzt sind alle uuu mega neidisch... aber ich konnte es mir nicht nehmen ihn anzusprechen, er ist für mich der Inbegriff von charmanter Inkompetenz, gepaart mit einer unvergleichbaren Zahnschaufel und einem Lächeln, dass die gesamte Schweiz ab 50+ in seinen Bann zieht. Sozusagen mein Lord Vader, mein Ziehvater, mein Vorbild in Sachen Menschen veraschen. Schon immer wollte ich mit dem Unwissen anderer, und meinem Charme richtig viel Geld verdienen und nun war ich meinem Traum endlich so nahe... Leider hat er mir weder Karten gelegt, noch die Zukunft vorausgesagt, aber er ist freundlich und gut gelaunt aufgestanden, hat seinem Kollegen (auch so einer in Zigeunerlook) mein Handy in die Hand gedrückt. Anfänglichs hatte ich ein etwas komisches Gefühl, ich meine ich traue dem Typen keine zwei Meter weit, aber sein Charme... unglaublich. Ich bin wirklich fasziniert von dieser Persönlichkeit, und werde deshalb ab nächster Woche damit beginnen, meine Jasskarten als Tarot zu missbrauchen und schlecht gelaunten und mit zu wenig Selbstvertrauen gesegneten Unteroffizieren, eine grossartige Zukunft vorherzusagen. (füfzg stutz vorausgesetzt)

Für alle Anderen, habe ich hier ein Stückchen Instant Therapie:
Wenn ihr mal das Gefühl habt, es sei euch so richtig langweilig, dann schaut zu und lernt von den Besten, was Langeweile bedeutet:

In diesem Sinne wünsche ich euch eine spannende Woche und bis zum nächsten Mal!

Sonntag, 12. Oktober 2008

Leutnant Dan...

Was war das für eine Woche... Meine Fingerfertigkeit hat sich drastisch erhöht! Das Bedienen einer Barriere und der Fernsehbedienung des DVD Players bescherten mir ungeahnte Skillz, weswegen ich für das Schreiben dieses Blogs auch nur noch 34 Sekunden benötige. Endlich können meine Finger mit meinem Kopf mithalten, jetzt müsste man nur noch wissen, was man in den anderen 2 Stunden, 59 Minuten und 26 Sekunden des Wachtdienstes tun könnte....

Richtig, man bereitet sich auf das gediegene Abendprogramm vor. Zum Beispiel der Fall T.
Unser WK Veteran, mittlerweile ist er 31 Jahre alt und hat noch 3 Tage Dienst zu leisten hat eine frappante Ähnlichkeit mit Lutenend Dan aus Forrest Gump...



In Fall T. ging es darum einen denkwürdigen Abschied zu geben, es war kurz nach 2 Uhr morgens als wir und der total betrunkene Hells Angel fanden, es sei jetzt genug denkwürdig gewesen. Deshalb trollten wir uns zurück ins Zimmer und um 6 Uhr morgens musste ich auch schon Wachposten spielen.

Dann gibts da noch den Fall Kampftrinker Betriebssoldat.

Es war kurz vor 12 Uhr Nachts, als wir aus dem Biergarten "entfernt" wurden, wir entschieden uns noch kurz im Hooters einen Stopp einzulegen, wo wir auf einen waschechten Kampftrinker trafen.

"Heylandstärnehagu! Es git sie no, die echte kampftrinker!!! Hocked zu mir, chömed, suufe mer no eis!"

Einen so freudigen Empfang hätten wir nicht erwartet, deshalb haben wir uns neben ihn gesetzt und hören seiner viel zu lauten Stimme zu. Früher sei das noch anders gewesen, Hamburgertaufe bla bla, seine Kameraden aus der Küche gehen immer schon um 10 Uhr Abends ins Bett und so weiter und so fort.
Seine Aufforderung nach einer Runde Schnupftabak nahmen wir dankend an, es war fast ein bisschen härzig ihm zu zu sehen wie die Augen aufquollen und er hustend und nach Luft ringend meinte:

"Ich schnupf jo süst ned, aber im Militär chaufi mer amigs es Dösli..."

Kurz nach dem Bier verabschiedeten wir uns und machten einen kurzen Umweg über das Wachtlokal. Nach einer DVD und der Wachtreserve hatten wir unseren Dienst getan und ich begab mich ins Zimmer. Beim Zähneputzen drangen seltsame Geräusche aus der Toilette, als ich mich kurz erleichtern wollte, fand ich unseren Kampftrinker aus der Küche, zusammengesackt, mit heruntergelassenen Hosen auf dem Häfeli sitzen. Der musste mindestens zwei Stunden in dieser Position gesessen haben, seine Beine waren schon ganz rot angelaufen. Mitleidserregend wie er da sass, weckte ich Ihn. Er bedankte sich mit einem Grunz, lief zuerst noch in den Türpfosten und hatte danach etwa 40% seiner Körperbeherrschung wiedererlangt. Am Morgen danach war er nicht in der Küche, und seit dem versteckt er sich konsequent vor mir.

Na gut, viel mehr, ist seither nicht gelaufen, es ist eigentlich auch stinklangweilig auf der Wache.
Spätestens nach 2 Tagen Wache hat man einfach alle Mickey Mouse Heftli durch. Deshalb starte ich einen Aufruf, an euchl werte Leser, der euch nichts kostet ausser ein bisschen Klebband und Karton:

Habt ihr alte Heftli / Magazine / Comics zu Hause?
GEO / PM / WELTWOCHE / FACTS / LUSTIGE TASCHENBÜCHER?
Egal was, los sendet mir das Zeug und erleichtert das Leben von 12 Wachtsoldaten:

DIES IST EINE WIEDERHOLUNG! BITTE KEINE EINSENDUNGEN MEHR!

Anstatt einer Briefmarke einfach Feldpost A drauf schreiben, das Paket ist gratis!

Vielen Dank und bis nächste Woche, dann mit einem Starportrait von einem Soldaten der fast so aussieht wie Charlie Sheen.


Sonntag, 5. Oktober 2008

Das Stgw90 und ich...

Hui war das ein spannender Freitag...

Um 0920 (man spricht das nullneunhundertzwanzig aus...) Uhr befand ich mich auf dem Kasernenareal in Thun beim Wachtposten Tor20. Ein älterer Herr, unrasiert, eine Zigarette und eine Sonnenbrille im Gesicht begrüsst mich freundlich. Ich weiss nicht genau wo ich mich melden muss, bin aber seiner Meinung nach sowieso zu früh. Ich soll ihm doch mein Sturmgewehr geben, und "dänne ir Beiz" noch ein Kaffee nehmen. Soldat Marti, ebenfalls zu früh, ebenfalls erster WK, begleitet mich zum ersten Kaffee des Tages. Um kurz vor zehn Uhr stehen wir beim Treffpunkt. Der Fourrier, ebenfalls Zigarette im Mundwinkel empfängt uns betont locker-lässig und vermittelt mir ein gewisses Gefühl von Ferien und Freiheit. Ein Wachtmeister übernimmt unseren Haufen von schlechtrasierten WK Soldaten und führt uns in die Welt des Wachtdetachements ein.

"Gits Lüt wo s Gwehr no derbi hei? Giele, nämed das doch eifach wieder mit hei, süst gets no Verletzti"
"We der nid ufem Plan iteilt sid, heisst ds er heit Freizyt. Das heisst ihr chönd mache was ehr wänd, aber giele he, bitte verspreched mir eis: Ke Bier vor de haube sächsne!"

Ui tönt extrem anstrengend....

"U hie isch üches warterümli, hie hets sofas, e chüelschrank, färnseh und DevouDee"

Nach der Einführungsrunde habe ich fünf Stunden Pause, bis meine Schicht dran ist, wir geniessen die Sonne gehen zwei mal in die Beiz, und ein kurzes Panache kann ich mir nicht verklemmen, obwohl erst fünf Uhr ist... Gemütlich sitze ich um 18Uhr an den Wachtposten, herrje... ich habe vergessen das Znacht zu Essen... aber auf die Kameraden ist Verlass! Pouletflügeli mit 5 verschiedenen Salaten schaffen es bis auf den Wachtposten, so dass ich schon bald fröhlich schmatzend den Auf und Ab Knopf der Barriere bediene. Nach dem ich Sudoku einfach und Mittel, das Kreuworträtsel sowie alle gesamten Ordnern des Wachtpostens durchgemacht habe, sind trotzdem erst 2 Stunden Wache vorbei. Ich zieh mir wieder mal Cheftape 3 von Tommy Vercetti und Dezmond Dez rein... und so vergeht auch die Zeit bis 2100 Uhr und ich kann heimwärts ziehen.

Nach den weisen Worten meines Wachtmeisters (siehe oben) nehme ich das Sturmgewehr wieder mit nach Hause. Fehler... Seid ihr schon mal an einem Freitag Abend gegen 2300 Uhr durch den Bahnhof Aarau gelaufen? Ja? Nichts passiert? Na dann versucht das mal mit einem Gewehr...

"Hey Blerim lueg er het Gwehr!"
"Hey, Hey Hey du was isch das? Isch das Gwehr? Isch das echt? Bisch du Militär? Hey Hey Hey kennsch du, wart wie heisst er, er het, het het mit mir gschaffet, wart ich weiss grad wieder..."
"Hey zeig mol dis Gwehr, hey funktioniert das?"

Natürlich funktioniert es, und nein ich kenne seinen Arbeitskollegen der auch schon mal im Militär war nicht. Aber hey hey heeeey eigentlich ist es mein Fehler an einem alkoholgeschwängerten Abend mit dem Tarnanzug und dem Gewehr durch den Bahnhof zu laufen. Blicke streifen mich, mein Gewehr wird gemustert. Gegrüsst werde ich nicht, auch nicht von vermeintlichen alten Schulkollegen (Hey Yves!) Aber was solls... ich tue meinen Dienst, fürs Vaterland, mit Stolz, und so...
bis nächste Woche!

Donnerstag, 2. Oktober 2008

Es geht weiter... - Mein erster WK

Hallo liebe Leser,
es war still um diesen Blog hier,

in der Zwischenzeit habe ich in der Mobilfunkbranche gearbeitet, war für 2 Monate in den USA, war arbeitslos, habe gezügelt und mittlerweile sogar wieder einen Job. Olé!


Nun ich möchte den Blog wieder aufleben lassen.

Anlass dafür bietet der erste WK den ich morgen um 10:00 Uhr als Büroordonanz in Thun antreten werde. In meinen angestammt
en Gefilde in der Panzerschule 21 werde ich wieder in militärische Parolen trainiert, Durchhalte-KaffeePause-Wochen erleben und bis ans Limit meiner Raucherlunge getrieben.

In diesem Sinne freue ich mich schon bald wieder Highlights aus dem langweiligen Leben der Kampfordonänzler nieder zu schreiben...

Bis dahin eine kurze, warme Empfehlung für Menschen die ein zu kleines Selbstbewusstsein haben:


Kauft LIPO Möbel!

Ich habe 4 Stunden, mit Hilfe meiner Liebsten, für den Aufbau eines Schrankes benötigt. Eine ganze Stunde davon brauchte ich, um die in 8 Sprachen (4 davon konnte ich nicht entziffern) gehaltene Bedienungsanleitung zu studieren. Lieber Herr Lipovic, darf ich Sie darum bitten komplexe Nussholzschränke nicht aus Faulheit noch extra zu verkomplizieren...?


Aber hey, das Ding steht! Und es wackelt nicht, und die Türen sind im Lot und sowieso habe ich seit letztem "ich baue einen Schrank" Sonntag dreimal so grosse Eier wie vorher! Deshalb für euch liebe halbstarke Freunde, wenn ihr was für euer Ego braucht, geht zu LIPO!

Sonntag, 16. März 2008

Es ist vorbei - Woche 18

Da ist nichts mehr. Kein Anstand, keine formellen Begrüssungen, kein Aufstehen um 05.30 Uhr, kein gar nichts mehr.

Nicht seit dem ich zu Hause bin, nein das war letzte Woche bei uns in der Jugendherberge Ostello in San Bernardino...

Die letzte Woche


Am Montag Morgen wache ich kurz vor dem Wecker auf. Ganz alleine tapse ich mich durch die in rot notbeleuchteten Gänge des Bunkers. Es ist still hier im Bunker, ich gehe kurz duschen, eine Zigarette, danach ziehe ich mich an und wecke den Rest meines Zimmers.
Zuerst müssen wir eine halbe Stunde fahren um in den Notesssaal (deutsche Rechtschreibung ist hässlich) zu gelangen wo wir etwa noch eine Stunde warten bis endlich das Morgenessen kommt. Um etwa 10 Uhr morgens sind wir dann zurück im Bunker. Wir schauen ein bisschen Fernsehen und essen noch ein paar bestrichene Brote, die ich vorher organisiert habe. Der Fourrier nimmt mich um etwa halb 12 Uhr mit nach San Bernardino, wir gehen ins Restaurant essen. Schnippo mit Salat... Was für eine anstrengende RS.... Danach beziehen wir unsere neue "Kaserne". Eine hochmoderne Jugendherberge mit allen möglichen Extras, Luxus-Schnickschnack und Spielereien... Beispiele? Unser KP Büro besitzt einen 48 Zoll Plasma Bildschirm mit 1400 Kanälen per Satelitenreceiver... So lässt's sich leben denke ich mir und schaue ein bisschen BibelTV und trinke einen "Esspresso con extra Zucchero" vom Automaten gleich neben meinem Büro.

Am Dienstag holen wir dann den Rest der Kompanie nach San Bernardino und richten das KP nach den Wünschen unseres Kompanie Kommandanten ein. Da gibts für uns keinen Ausgang mehr, weil wir noch viel zu tun haben! Also verschieben wir unseren "Ausgang" auf Mittwoch. Weil in San Bernardino nichts los ist, schmeisst der Kadi kurzum die Leutnanten aus ihrem Vorbereitungszimmer raus und lässt uns dort drin den letzten Ausgang geniessen. Herrlich! Poker, Bier, Jägermeister, Brot, Aufschnitt, Käse, Singen auf dem Arbeitstisch des Leutnanten, Fernsehen, Breakdance in der Kantine, auf der Toilette liegen, Leute anschreien, mit WC Papier um sich schmeissen, ins Brünneli kotzen, alles aufputzen, den Wachmeister 3 fach sehen, ihn auslachen, aus dem Bett fallen, per SMS an den Geburtstag meines Vaters errinert werden, meinem Vater per SMS zum Geburtstag gratulieren.

-Schnitt-

0800 Donnerstag

Ich wache auf, keine Kopfschmerzen.
Ich fühle mich erstaunlich gut, ich weiss nicht was für Zeit ist. Ich habe verschlafen, scheisse.... gal...

Ich stehe auf, bin immer noch hochgradig besoffen. Zieh mir m
eine Trainerhosen an, ein paar Schlarpen um die Füsse. Ich brauche Wasser. Die Kameraden lachen mich alle aus, alle haben schon diese grünen Gwändli an, ausser ich. Sie hauen mir an den Kopf und fragen ob es weh tut. Ich verneine und gehe in die Küche, hole mir etwas zu essen.

Im Büro siehts noch nicht viel besser aus. Der Kadi meint nur zynisch zu mir:

"Savoca, meine der ihr chöntet nacher na go de TAZ alegge?"

Klar kann ich das, gar kein Problem. Ich werd doch nicht an meinem zweitletzten Tag noch rebellieren ;)

Alles was mir jetzt noch übrig bleibt, ist meine Sachen zusammen zu packen, die Hälfte davon muss ich abgeben. Vorallem den Schlafsack hätte ich gerne behalten... Am Nachmittag gibts dann das obligatorische 300m Austrittsschiessen. Für meinen Zustand sind 60 Punkte recht gut und reichen locker um zu bestehen, wir verschieben wieder zurück in die Kaserne, noch ein Poker, zwei Bier, Feierabend. Das letzte Mal.

Was bleibt da noch zu sagen? Es war eine geile Zeit. Der ganze Scheiss, wirklich alles im Militär was man anfangs richtig Scheisse fand. All das ist im Nachhinein nur noch geil. Ich bin schon fast so weit zu sagen:

" Je beschissener der Moment war, dest
o geiler findest du es im Nachhinein"

Wir wurden ein paar Mal von unserem Kader gefickt, wir mussten einige Male unten durch, aber wir haben nie aufgegeben. Wir haben nie aufgehört zu lächeln, waren mental stärker als die Jungs die uns ficken wollten. Das macht uns zu besseren Menschen, zu härteren Jungs, auch wenn wir in der Küche, im Büro oder in der Fassstrasse vielleicht nicht so viele Liegestütze machen mussten wie andere. Wir haben diese RS bestanden. Wir sind fertig. Das Gewehr bei dir zu Hause beweist es. Der Grabstein um deinen Hals trägt deinen Schweiss (okey bei mir nicht sooooo viel Schweiss)

Wir hielten uns auch nicht an all diese vielen Regeln wie die anderen. WIr haben uns den Kopf sogar aus Langeweile und Spass rasiert, nicht weil wir gezwungen wurden. Ja wir haben die Herausforderung gesucht. Die Panzerschule 21 in Thun hat mir ein paar gute Erfahrungen hinterlassen. Der 50km Marsch, eine Panzerfahrt bei -17° Celsius, hirnverbrannte Panzer Grenis, viel Kaffee aus dem Notkocher 71
und ganz ganz ganz viele Zigaretten in der Runde mit anderen Rekruten.

In diesem Sinne wünsche ich allen Jungen Erwachsenen die bald in die RS eintreten, oder es gerade sind. Eine gute Zeit, viel Nerven, viel Geduld, viele Zigaretten, gute Kameraden, gutes Kader und vorallem ganz viel Zwipf.



Bei allen treuen Lesern meines Blogs würde ich mich gerne recht herzlich bedanken. Hinterlasst doch einen Kommentar damit ich in etwa weiss wer alles mit gelesen hat :)

Ab jetzt werde ich eventuell auch öfters bloggen, aber definitiv nicht mehr über das Militär...
Cheerio und bis dann!