Sonntag, 24. Februar 2008

Woche 15 - Erklärungen sind nötig

Zitat des Tages:

"Lustig ist das Zigeunerleben


Faria Faria Ho!"


Sehr geehrte Blogleser, Freunde des Militärs,
sehr geehrte Beamte der Schweizer Eidgenossenschaft
die hier mitlesen und Beweismaterial für meine erste Anklageschrift sammeln.

Vorletzte Woche habe ich dick Bronchialasthma zu Hause geschoben, war nicht transportfähig und blieb deshalb zu Hause mit der Playstation 3, dem Fernseher und meinem neuen Asthma Spray... das heisst ich habe nichts geschrieben was es wert wäre gelesen zu werden und ehrlich gesagt habe ich auch nicht sehr viel gemacht ausser geschlafen und mich auskuriert.
Soviel zu den "Erklärungen" warum es um meinen Blog in letzter Zeit etwas ruhiger wurde.


Nichtsdestotrotz bin ich letzten Sonntag Abend wieder eingerückt. Neu nicht mehr nach Thun sondern nach Bure, das liegt etwas sehr nahe am Arsch der Welt, gerade einen Katzensprung von Frankreich entfernt. Also bin ich am Sonntag Nachmittag um 15 Uhr in den Zug gegen Solothurn gestiegen, in welchem ich einen Wachtmeister der Bunkerfeuerwehr kennenlernte. Mit ihm hatte ich auch eine sehr lange und extrem sinnlose Diskussion über das Militär, so wie sie nur Armee Angehörige unter sich führen können. Ein Herr vis à vis von uns, hörte uns aber gespannt zu und fühlte sich dazu inspiriert mit uns auf die tolle Diskussion an zu stossen und spendierte je ein Bier

"wüssed dir arme Cheibe, ihr händ das verdient! Also UFS VATERLAND!"

und so hatte ich meinen ersten Apéritif schon um halb vier Nachmittags.

Kaum in Gerlafingen angekommen, empfing mich mein Kamerad und so schwangen wir uns zu meinem Lieblingtruppenkoch nach Hause und fingen an zu kochen. Eine wunderbare Arrabiata Sauce, dazu ein gedieger Bacardi Cola und schon waren wir eingestimmt auf die nächste Woche Hirnwäsche mit Zwiebelsalat à la Granaté.

Nach dem "Dinner for two" war die Flasche Bacardi leer und wir schon halbwegs voll. Also machten wir uns auf den Weg nach Solothurn, wo wir das nächste angetrunkene Pack Soldaten trafen und uns zu ein paar Bierchen mit Vodka verführen liessen. Als wäre das alles noch nicht genug, stiessen dann in Delémont auf ein paar echte Weissweinkenner (Denner, CHF 8.90) Ab hier war der Abend dann gelaufen.

Torkelnd liefen wir den steilen Weg in die Kaserne hinauf, ächzten und fielen die Treppe in den dritten Stoch hinauf und liessen uns ins kalte Bettchen plumpsen, auf dass wir die nächste Woche gut beginnen mögen.


Freude herrschte dann auch am Montag Morgen...
Ein Nachbrand in meinem Bauch, sowie ein Kopf der jegliches Denken verunmöglichte, begrüsste uns in die Woche 15. Richtig geil... Eine halbe Stunde lang stand ich unter der Dusche und versuchte dieses dumme Gefühl aus meinem Kopf zu duschen... vergeblich.


0700 Uhr stehen wir auf dem AV Platz. In Reih und Glied lassen wir uns vom Kompanie Kommandanten den Kopf waschen. (zur weiteren Erklärung, NEF = Abkürzung für "Nicht erfüllt")

"Mini Herre, Wenn Sies Gfüehl händ sie chöned jede Morge sone Show abzieh mit mir, den düemmer das jetzt echli üebe! Damit sie s nächste Mal au wössed wies funktioniert. ZURÜCKTRETEN!"

Die verschlafene und extrem verkaterte Menge dreht sich wie ein wilder Haufen Hühner auf dem Platz herum und rennt nach hinten.

"Halt! Alte Formation, alter Standort, MARSCH!"

Wieder versuchen wir uns zu sammeln, rennen hin und her bis wir wieder in einer bananenförmigen 4er Glied Formation befinden.

"NEF! Das isch jo so öppis vo NEF mini Herre, das isch OBERNEF, das isch mit Abstand s schlimmschte was ich jeh vo ihne gseh han! DAS GANZE NOCHMAL!"

So drehen wir unsere Runden über den Platz bis der Kadi einigermassen zufrieden gestellt ist und schwören uns nie, nie, nie mehr soviel zu trinken (wir schwören es uns soooo fest das wir schon am Mittwoch wieder einen an der Bimbe haben, aber egal... )

Genau genommen gibt es über letzte Woche nicht sehr viel zu erzählen.
Genau genommen habe ich auch nicht sehr viel geleistet,
eigentlich habe ich nur sehr viel geschlafen, gegessen und mich gelangweilt.


Ein kleines Highlight hatte ich aber letzte Woche dennoch...


"GLADIATOREN KAMPF RS 21-3"

Da gibt es so meine Lieblingstruppengattung:

Die Truppenköche.


Und in der Küche, da gibt es so Utensilien wie zum Beispiel riesengrosse Kochlöffel (wir reden hier von einem Kochlöffel mit einem Meter Länge!) den wir ab jetzt "Kampschiit 90" nennen sowie einem überdimensionale Raffel Eisen die man sich sehr elegant als Schutzschild um den Ellbogen spannen kann, wir nennen das Raffeleisen ab jetzt "Schutzschild 82".

Also mit Schutzschild 82 und Kampfschiit 90 bewaffnet, eröffneten unsere Köche den offenen Kampf , unsere Küche wurde zu einem Schlachtfeld.

Jeder gegen jeden,

Mann gegen Mann,

Auge um Auge,

Zahn um Zahn...


Plötzlich liegen da überall Verwundete die sich krampfhaft die Genitalien hielten,
am Boden vor Schmerzen winselten weil sie ein Kampfschiit an den Kopf bekommen hatten
oder sie standen in Siegerposen vor den Anderen und schrien durch den ganzen Esssaal:


SPAAAAAAARRRRRRTTTAAAAAAAAAAAA!!!!



Ja viel mehr hatten wir wirklich nicht zu tun, deshalb möchte ich kurz meinen Kadi zitieren um eine Ausschau zu geben, was ich nächste Woche machen werde:

"Mini Herre, Gelbland und Grüenland sind im Chrieg (politische Aussagen sind im Militär verboten ;-). D Schwiz het versuecht politisch uf d Situation Ifluss z neh, aber das isch is Wasser keit. Beidi Länder händ sich mobilisiert, je es Battalion ufbote und ad Grenze gschickt. Ab Sonntag Abend 2400 befindet sich euses Panzer Battalion in höchster Alarmbereitschaft, es isch Chrieg det usse. Es lit jez an eus d Grenze zuezmache. Das heisst für Sie Soldate, sie werded die nächschti Woche dusse schlofe, en Bereitschaftsruum erstelle, Wachtdienst schiebe und am Fritig als krönende Abschluss en 50km Marsch durch die wunderschöni Gegend vo Bure dörfe mache"

mehr dazu gibts nächste Woche...

Samstag, 2. Februar 2008

Langweilebericht Woche 12

Aus lauter Langweile haben wir uns am Montag Abend in unserem Zimmer verprügelt.
Nach verschiedensten Tieftritten, Schürfwunden und Prellungen habe ich dann am Dienstag den Entschluss gefasst wieder einmal zum Doktor zu gehen.

Er kennt mich schon bestens und wenn er mich im Wartesaal sieht, macht er sich psychisch darauf gefasst wieder eine halbe Stunde lang meine Wehwehchen und kleinen Bobos anzuschauen. Nach meiner Leidensgeschichte bekomme
Ich 3 Tage lang je eine halbe Stunde Physiotherapie, herrlich! Das heisst ich lege mich auf das Bett, und die Schwester legt mir ein heisses Kissen auf den Rücken. Perfekt um tagsüber mal ein bisschen zu schlafen! Am Mittwoch will ich es dann aber genau wissen. Mich nimmt wunder wie weit ich gehen kann. Was kann ich dem Doktor alles erzählen, wieviel Medis gibt er mir? Ich klage über meine Kopfschmerzen und dass mein Fuss so weh macht (was er nach dieser Schlägerei auch tat) und er findet noch heraus dass ich einen Tennis Arm habe (was ich selber zu dem Zeitpunkt gar nicht gewusst habe)

Fakt ist, seit Mittwoch Abend 17:00 Uhr habe ich eine Kampfstiefeldispens! Rekrut Savoca trägt nun Turnschuhe anstatt dieser unbequemen Kampfstiefel... ein dreifaches Hoch auf meinen Arzt!

AGA Inspektion Woche 12

Diese Woche war Inspektion... das heisst die Jungs von ganz oben stellen unsere gesamte Kaserne auf den Kopf, schütteln zwei drei mal gut durch und schauen was dann auf dem Boden liegen bleibt. Faktisch sah das bei uns im Büro so aus:

Ich mache gerade einen Kaffee vor dem Fenster unseres Büros, endlich ist die Brühe fertig, ich hole die Becher, mache den Zucker rein, will aufgiessen und genau in diesem Moment geht die Türe des KP's auf, und ein Stabsadjudant schaut auf meinen Kaffee...

(in breitestem Welsch-Schweizer-Deutschem Akzent)

"Oh isch sehä därrrr Kaafffféééé ist schon olé!"

Das einzige was mir in dieser Situation einfällt ist ein

"Oui Monsieur, il est just prèt pour boire, vous voulez un café?"

Er verneint meine Frage, schreitet stolzen Schrittes in unser Büro und bemerkt als erstes, dass es hier wie in einem Schweinestall aussehe. Ich versuche die Situation zu retten in dem ich all seine Fragen in meinem besten Schul Französisch beantworte. Schnell bemerke ich aber, dass er nicht genau mit seinem Job als Inspektor klarkommt. Er frägt uns ein paar Standard Situationen aus, meckert über rumliegende Sturmgewehre und als der Kaffee dann auch richtig kalt war, ging er mit einem schelmischen Lächeln von dannen...

Am Morgen danach hatte ich ein nicht ganz freiwilliges Wiedersehen mit meinem Kampfrucksack. Die eben gennante Inspektion zwängt auch mich den faulen Büro Ordonänzler in meine Gefechtstasche und den Rucksack, Helm sowie Sturmgewehr werden aufgesetzt. Ich komme aus dem Zimmer und werde erstmal ausgelacht. Es sieht einfach scheisse aus. Punkt. ich meine ich bin höchstens ein Serien Brief Killer, keine Kampf Büro Ordonnanz. Sie nennen mich auch den Gefechtslyriker, aber das wärs dann schon. Vielleicht würde ich als Troubadour oder Minnesänger auf dem Schlachtfeld ja mehr nützen, aber ich mit diesem Zeug auf dem Rücken und diesem Helm?

STILLGESTANDEN!

Jetzt stehen 60 Mann in einer Reihe. Sie rammen uns ein Pannendreieck zwischen die Füsse um den Winkel genau auf 60° zu stellen. Der Leutnant spannt eine Schnur vom ersten bis zum letzten Mann, und wir werden alle auf exakt die selbe Linie getrimmt. Die Gewehre werden so gespannt, dass der Lauf genau auf Augenhöhe ist. Jeder Kragen, jeder Helm, einfach alles wird gerichtet.

Jetzt tritt der Oberstleutnant im Generalstab auf den Platz. Wir bewegen uns keinen Milimeter. Ich fülle meine Brust mit allem Stolz den ich verloren geglaubt habe. Er mustert uns von oben bis unten. Läuft in langsamen aber sicherem Schritt keinen halben Meter vor uns durch. Augenkontakt ist Pflicht. Mit meinen Augen verfolge ich seinem Augenpaar. Er würdigt mich mit keinem Blick. Gut so, dass heisst ich bin korrekt gekleidet und rasiert. Wunderbar, meine Plicht ist getan. Ich darf wieder ins Büro, einen Kaffee machen...


Nächste Woche 13, werde ich am Mittwoch nach Bure verschieben. Zur Beschreibung der Situation hier ein kleines Zitat meines Hauptfeldweibels:

(Wieder in breitestem Welsch-Schweizer-Deutschem Akzent)

"Bure isch ganz andersch als hierrr in Thün. Bure sie sehen schon, das Isch wie Krrieg! Ca c'est huäärä geil!"

Ja ich freue mich schon richtig riesig bäumig u huere geil und so...



Und jetzt noch ein bisschen Werbung in eigener Sache:

Ich freue mich über jedes Päckchen in Bure, denn da oben gibt es keinen Ausgang, es gibt keine Beiz, es gibt nichts ausser meinem Ghetto Blaster und ein paar Bier. Also freue ich mich sehr über Pakete an folgende Adresse:

Sdt Savoca Andrea
Pz Sap Kp, Kdo Zug
Pz RS 21-3
Militär 11310

Vielen Dank allen, die mir bis jetzt Päckli geschickt haben! Ich freue mich jedesmal riesig wenn ich etwas kleines zum Häberle habe!

Also bis dann wünsche ich euch allen eine gute Zeit, eine gute Woche,

Rekrut Savoca