Samstag, 2. Februar 2008

Langweilebericht Woche 12

Aus lauter Langweile haben wir uns am Montag Abend in unserem Zimmer verprügelt.
Nach verschiedensten Tieftritten, Schürfwunden und Prellungen habe ich dann am Dienstag den Entschluss gefasst wieder einmal zum Doktor zu gehen.

Er kennt mich schon bestens und wenn er mich im Wartesaal sieht, macht er sich psychisch darauf gefasst wieder eine halbe Stunde lang meine Wehwehchen und kleinen Bobos anzuschauen. Nach meiner Leidensgeschichte bekomme
Ich 3 Tage lang je eine halbe Stunde Physiotherapie, herrlich! Das heisst ich lege mich auf das Bett, und die Schwester legt mir ein heisses Kissen auf den Rücken. Perfekt um tagsüber mal ein bisschen zu schlafen! Am Mittwoch will ich es dann aber genau wissen. Mich nimmt wunder wie weit ich gehen kann. Was kann ich dem Doktor alles erzählen, wieviel Medis gibt er mir? Ich klage über meine Kopfschmerzen und dass mein Fuss so weh macht (was er nach dieser Schlägerei auch tat) und er findet noch heraus dass ich einen Tennis Arm habe (was ich selber zu dem Zeitpunkt gar nicht gewusst habe)

Fakt ist, seit Mittwoch Abend 17:00 Uhr habe ich eine Kampfstiefeldispens! Rekrut Savoca trägt nun Turnschuhe anstatt dieser unbequemen Kampfstiefel... ein dreifaches Hoch auf meinen Arzt!

AGA Inspektion Woche 12

Diese Woche war Inspektion... das heisst die Jungs von ganz oben stellen unsere gesamte Kaserne auf den Kopf, schütteln zwei drei mal gut durch und schauen was dann auf dem Boden liegen bleibt. Faktisch sah das bei uns im Büro so aus:

Ich mache gerade einen Kaffee vor dem Fenster unseres Büros, endlich ist die Brühe fertig, ich hole die Becher, mache den Zucker rein, will aufgiessen und genau in diesem Moment geht die Türe des KP's auf, und ein Stabsadjudant schaut auf meinen Kaffee...

(in breitestem Welsch-Schweizer-Deutschem Akzent)

"Oh isch sehä därrrr Kaafffféééé ist schon olé!"

Das einzige was mir in dieser Situation einfällt ist ein

"Oui Monsieur, il est just prèt pour boire, vous voulez un café?"

Er verneint meine Frage, schreitet stolzen Schrittes in unser Büro und bemerkt als erstes, dass es hier wie in einem Schweinestall aussehe. Ich versuche die Situation zu retten in dem ich all seine Fragen in meinem besten Schul Französisch beantworte. Schnell bemerke ich aber, dass er nicht genau mit seinem Job als Inspektor klarkommt. Er frägt uns ein paar Standard Situationen aus, meckert über rumliegende Sturmgewehre und als der Kaffee dann auch richtig kalt war, ging er mit einem schelmischen Lächeln von dannen...

Am Morgen danach hatte ich ein nicht ganz freiwilliges Wiedersehen mit meinem Kampfrucksack. Die eben gennante Inspektion zwängt auch mich den faulen Büro Ordonänzler in meine Gefechtstasche und den Rucksack, Helm sowie Sturmgewehr werden aufgesetzt. Ich komme aus dem Zimmer und werde erstmal ausgelacht. Es sieht einfach scheisse aus. Punkt. ich meine ich bin höchstens ein Serien Brief Killer, keine Kampf Büro Ordonnanz. Sie nennen mich auch den Gefechtslyriker, aber das wärs dann schon. Vielleicht würde ich als Troubadour oder Minnesänger auf dem Schlachtfeld ja mehr nützen, aber ich mit diesem Zeug auf dem Rücken und diesem Helm?

STILLGESTANDEN!

Jetzt stehen 60 Mann in einer Reihe. Sie rammen uns ein Pannendreieck zwischen die Füsse um den Winkel genau auf 60° zu stellen. Der Leutnant spannt eine Schnur vom ersten bis zum letzten Mann, und wir werden alle auf exakt die selbe Linie getrimmt. Die Gewehre werden so gespannt, dass der Lauf genau auf Augenhöhe ist. Jeder Kragen, jeder Helm, einfach alles wird gerichtet.

Jetzt tritt der Oberstleutnant im Generalstab auf den Platz. Wir bewegen uns keinen Milimeter. Ich fülle meine Brust mit allem Stolz den ich verloren geglaubt habe. Er mustert uns von oben bis unten. Läuft in langsamen aber sicherem Schritt keinen halben Meter vor uns durch. Augenkontakt ist Pflicht. Mit meinen Augen verfolge ich seinem Augenpaar. Er würdigt mich mit keinem Blick. Gut so, dass heisst ich bin korrekt gekleidet und rasiert. Wunderbar, meine Plicht ist getan. Ich darf wieder ins Büro, einen Kaffee machen...


Nächste Woche 13, werde ich am Mittwoch nach Bure verschieben. Zur Beschreibung der Situation hier ein kleines Zitat meines Hauptfeldweibels:

(Wieder in breitestem Welsch-Schweizer-Deutschem Akzent)

"Bure isch ganz andersch als hierrr in Thün. Bure sie sehen schon, das Isch wie Krrieg! Ca c'est huäärä geil!"

Ja ich freue mich schon richtig riesig bäumig u huere geil und so...



Und jetzt noch ein bisschen Werbung in eigener Sache:

Ich freue mich über jedes Päckchen in Bure, denn da oben gibt es keinen Ausgang, es gibt keine Beiz, es gibt nichts ausser meinem Ghetto Blaster und ein paar Bier. Also freue ich mich sehr über Pakete an folgende Adresse:

Sdt Savoca Andrea
Pz Sap Kp, Kdo Zug
Pz RS 21-3
Militär 11310

Vielen Dank allen, die mir bis jetzt Päckli geschickt haben! Ich freue mich jedesmal riesig wenn ich etwas kleines zum Häberle habe!

Also bis dann wünsche ich euch allen eine gute Zeit, eine gute Woche,

Rekrut Savoca


1 Kommentar:

  1. hei
    herzliche gratulation zum stiefeldispens. haha, geil!

    wünsch dir eine schöne woche.
    grüsse

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