Montag, 2. November 2009

Schiist mi a lebe – Danke Ueli




Es ist noch nicht allzu lange her, da schwärmte ich von meiner diesjährigen Dienstleistung am Vaterland. Ich malte mir Bilder aus wie ich im Internet surfe, Musik produziere, ewigs und länger in den Ausgang gehen werde und sowieso werde das ein richtig toller WK. Ich hatte diese Vorstellungen anhand meiner 18wöchigen Erfahrung in der RS sowie meinem letzt jährigen WK erschaffen. Soweit gefehlt.

Am Sonntagabend rücke ich ein, unter den Argus Augen der Militärpolizei. Sie schweigen  mich zwar an, aber im Nacken fühle ich ihre Blicke die mir folgen. Ich weiss dass mein Tenu Scheisse ist… Aber Herr im Himmel ich bin WK Soldat! Ein Unbehagen macht sich breit und ich steige ins Taxi. Einen kleinen Quatsch später bin ich in der Kaserne im Zimmer. Exakt um 23.30 Uhr steht ein Wachmeister in unserem Zimmer, in der einen Hand hält er einen Plan, in der Anderen einen Kugelschreiber. Anwesenheitskontrolle.  Ach so. Ist ja fast wie in der RS. Nun gut darauf scheisse ich, ist ja nicht so dass ich unpünktlich bin, aber ich werde dieses fiese Gefühl im Nacken nicht los. Am Montag bin ich im Büro. Zeitung verteilen, Kopien erstellen, Briefe falten, Pandemiegrippemasken in Grips verteilen – Mittag. 
Jetzt geht’s los. Kurz nach dem Essen trudeln die ersten Rekruten ein. Breite Hosen, verwetzte Hosen, normale Hosen, Trainerhosen in Socken, Hosen über Bauchnabel. Auch viele Hooders, Glitzer T-Shirts, Polos, Death Metal Shirts, Lederjacken, Regenjacken und Trainerjacken rücken ein. Am besten sind aber die Frisuren. Vom kahlgeschorenen „ich hab am Sonntag Jarhead, Fullmetal Jacket und die Akte Jane am Stück geschaut“ über den „ich benutze ein Kilo Gel weil’s so schön flutscht“ bis zum „mir ist alles egal – ich will nach Hause“ Haarschnitt sind hier viele bunte Mischungen zu finden. Allgemein gibt so ein RS Start ein sehr gutes Durchschnittsbild eines aktuellen Jahrganges. Ganz kreativ sind auch die Bartvariationen die einrücken. Die einen wollen mit ihrem drei Wochen Flaum ein Statement setzen. Die wenigen Haare im Gesicht schreien mit aller Kraft: „Ich gehöre hier nicht hin. Ich werde mich nicht der Obrigkeit unterwerfen. Ich kämpfe mit aller Kraft gegen euch an.“ Dieses Statement erweist sich als übrigens als völlig belanglos wenn erst mal Bananengas in der Luft ist. Nicht fies – nein richtig gemein zwängt sich nämlich der Bart zwischen Gasmaske und Aussenluft und auch der letzte Che Guevara wird nach der Aktion Banana seinen Bart stutzen. Die Revolution ist dann nur noch Schall und Rauch. 
Nun ja ich muss zurück ins Büro, Briefe falten und so. Beim Zurücklaufen treffe ich auf einen Wachtsoldaten. Ja es sei halt schon nicht mehr wie früher. Man dürfe nicht mal mehr Zeitung lesen auf der Wache, die Zwischenverpflegung ist auch gestrichen worden und sowieso ist früher alles besser gewesen. Das beunruhigt mich etwas – wieder kommt dieses paranoide Gefühl auf. Ich glaube ich werde beschattet. Dieser Wachmeister der unsere Zimmer kontrolliert – was macht der eigentlich den ganzen Tag? Ein kurzer Blick in sein Dienstbuch und Personalblatt ergibt – nichts…. Also hat er die spannende Aufgabe gefasst, nachts um 23Uhr die Zimmerkontrolle durchzuführen. Toll. Aber was macht der Typ denn den ganzen Tag lang? Spioniert er uns nach? Ob wir Hasch rauchen in den Mittagspausen? Ob unsere Stiefel geputzt sind? Ob wir unseren „3 Wochen Revolutions Flaum“ jeden morgen rasieren? Ich glaube ich werde paranoid. Schiist mi a WK. Aber an dieser Misere ist nicht der Wachtmeister Schuld. Auch nicht der Oberleutnant, weder der Adjudant noch der Oberst. 
Nein diese Verschwörung wurde von langer (rechter) Hand geplant. Das ist Uelis Werk. Das ist sein Plan die beste Armee der Welt zu erschaffen. Indem er seinen Chef der Armee auf den desolaten Zustand der Armee hingewiesen hat. Wahrscheinlich mit einem Nebensatz wie „eso dänn nöd, André. Gäll?“.  
Dieser wiederum hat diese Aussage sehr ernst genommen. Etwa so ernst wie die Aussage der GSOA in der Arena vor zwei Wochen. Seine AD10 seien kleine, unterbeschäftigte Rambolinos ohne Auftrag und Sinn. Nun ja, André hat gehandelt. Sehr wahrscheinlich einen Befehl an seine Untertanen durchgemorst (ein schaurig schönes Wort!)

EILIG – INTERN – GEHEIM

VON CHEF DER ARMEE
AN KADER JEDER STUFE DER ARMEE21

WK SOLDATEN IN DESOLATEM ZUSTAND –STOP – UELI UNZUFRIEDEN –STOP – DRINGEND ZUCHT UND ORDNUNG WIEDER HERSTELLEN –STOP –KEIN MITTEL IST ZU HEILIG –STOP – SCHUHPUTZLISTEN ERSTELLEN –STOP – ZIMMERKONTROLLEN JEDEN ABEND –STOP – WIEDER ANTIBOCK IN DEN TEE GIESEN –STOP – BLICK LESEN VERBIETEN –STOP – BESONDERE AUFMERKSAMKEIT AUF REVOLUTIONSBARTTRAEGER –STOP – PERET PFLICHT –STOP – BEIGÜMMELI PFLICHT –STOP –LAUTER REDEN –STOP – OEFTERS IMPERATIV VERWENDEN –STOP – W-LAN AUF WAFFENPLAETZEN DRINGEND VERSCHLUESSELN –STOP – BIS ZUR NAECHSTEN BUDGETERHOEHUNG EINZUHALTEN –STOP

ENDE