Sonntag, 26. Oktober 2008

Breakdance, Hamburger, und die Wache

Montag morgen es ist gerade 8 Uhr früh und ich rücke per Taxi in der Kaserne Thun ein. Beim Tor drücke ich dem Fahrer zehn Franken in die Hand, verabschiede mich und vor mir steht der Wachtkommandant...

"Soso, Einrücken Sonntag Abend 2300 Uhr oder wie isch das gnau gsi?"

"Jo das wär glaubs eso... ja.... ähem..."

"Dasch aber s letschmol gsi das so öppis vorchont...!"

Verstande...

Das wars dann auch schon, Konsequenzen? Keine...

Ich startete mit einem Kaffe in der Soldatenstube, las die Aargauer Zeitung und freute mich auf die ersten drei Stunden Wache die sich in die Ewigkeit ziehen würden. Die ganze Woche verlief extrem entspannt, am Dienstag Abend machten wir Bekanntschaft mit ein paar Tessiner die wir bis um morgens um 1 Uhr am Töggelichasten bekriegten. Nach einem Schlummerbier "Schneewittli" und "Cuno von Fenis" die ein enger Vertrauter namens Soldat M. eingeschleust hatte warem wir ready to sleep und am Mittwoch Morgen dementsprechend gut drauf.



So geschah es dann auch dass Soldat W. sich nicht mehr zurückhalten konnte und mit seinen fast 30 Jahren eine Oldschool Breakdance Session hinlegte:



Es war dann auch schon Donnerstag Abend, ich hatte noch meine letzte Wache von 18 - 20 Uhr, als ein aufgeregter Wachtkommandant vorfuhr. Ich blickte von meiner Partie Schach auf dem Notebook auf und er begann hysterisch von einem Zivilisten zu reden, der sich scheinbar auf dem Areal aufhalte. Natürlich fühlte ich mich ertappt, hatte ich doch so gut wie meine ganze Aufmerksamkeit auf den König des Computers gelenkt... Also Notebook zu, Peret auf und schon patroullierte ich wie ein Stehaufmännchen vor meinem Tor. Ein Personenwagen vollgestopft mit Wachtsoldaten fuhr in Eiltempo an mir vorbei. Hoppla, das musste ernst sein... Ein schlechtes Gewissen packte mich, hat sich der Zivilist wohl an meinem Tor vorbeigeschlichen und ich habe es nicht bemerkt? Ich wollte gerade alle Scheinwerfer einschalten als das Telefon klingelte..

"Savoca, sofort s Tor zue mache und id Zentrale cho, mer bruched jede Maa uf der Suechi nach dem Zivilischt!"

Gesagt, getan, es war mir wirklich nicht wohl bei dem Gedanken, dass ich vielleicht Schuld an dieser Misere haben könnte. Ich sah von weitem unseren Personentransporter in einem Höllentempo auf mich zu kommen, oweh, die meinen das ernst! Mit einer Vollbremsung hielt der Wagen vor mir an, die Schiebetür ging auf, zwei Soldaten stürmten auf mich zu und stülpten mir ein Kopfkissenbezug über mein Haupt. Ach du Scheisse... Jetzt habe ich solange rumplagört wegen der Hamburgertaufe, und jetzt habe ich den Scheissdreck.

Wild und mit quietschenden Rädern fährt der Wagen mit mir davon. Als ich aussteige nimmt man mir den Bezug vom Kopf und der Wachtkommandant steht vor mir.
Er schreit mich an,
DAHER! HELM AUF!

Jetzt steh ich also da, wie in meiner RS (siehe ältere Blogs) uns muss salutieren, Liegestützten machen (mehr als in meiner ganzen RS zusammen!!!) und zwischen jeder Übung noch einen hinter die Bimbe kippen. Aus total verhängten Soldaten



werden plötzlich Drill Sergeants die mich anbrüllen...


Los! Alles bis uf d Unterhose und S Hömli abzieh!

Äh... sie sorry aber äh...

LOS!

Na gut, ich steh nun also da, Socken, Unterhosen, Shirt und Helm... und werde zum Wachtmeister gejagt der sich zwischen zwei grossen Fracht Containern aufgestellt hat. Das Ganze wirkt etwas merkwürdig, der Wachtmeister grinst breit und bewegt sich langsam rückwärts als ich auf ihn zustürme... Kurz nachdem ich die beiden Container passiert habe entdecke ich den Wachtkommandanten inklusive Wasserwerfer und Regenmantel...

WAAABUUUM!

Ich werde vom Druck des Wasserwerfers erfasst und weiss nun endlich wie sich Demonstranten am 1. Mai fühlen... Ich suche Deckung hinter einem Schild und denke nur noch an Rache. Ich sprinte los und tackle einige unserer Jungs, als plötzlich alles rund um mich herum weiss wird.
Was ich nicht wusste...? Sie warteten nur darauf, dass ich aus der Deckung komme um mich dann mit kiloweise Mehl einzustäuben... Na gut, eigentlich würde ich jetzt gerne ein Bild von mir in triefend nassen, dreckigen Unterhosen und weissem Gesicht und Helm zeigen, aber ich glaube es ist schon gut so...

Kurz darauf wirft man mir eine Wolldecke um den Rücken, klopft mir auf die Schulter und bringt mich in die Unterkunft zurück wo ich eine Dusche nehmen konnte. Wusstet ihr dass Mehl und Wasser, Teig ergibt? Und dass man Teig extrem schwer aus der Körperbehaarung kriegt?

Wie dem auch sei, als Belohnung gabs ein wunderbares Cordon Bleu im Kanönli, und einen Vollsuff im Ratteloch... und am Morgen danach herrlich kaputte Gesichter auf der Wache...

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