Sonntag, 16. März 2008

Es ist vorbei - Woche 18

Da ist nichts mehr. Kein Anstand, keine formellen Begrüssungen, kein Aufstehen um 05.30 Uhr, kein gar nichts mehr.

Nicht seit dem ich zu Hause bin, nein das war letzte Woche bei uns in der Jugendherberge Ostello in San Bernardino...

Die letzte Woche


Am Montag Morgen wache ich kurz vor dem Wecker auf. Ganz alleine tapse ich mich durch die in rot notbeleuchteten Gänge des Bunkers. Es ist still hier im Bunker, ich gehe kurz duschen, eine Zigarette, danach ziehe ich mich an und wecke den Rest meines Zimmers.
Zuerst müssen wir eine halbe Stunde fahren um in den Notesssaal (deutsche Rechtschreibung ist hässlich) zu gelangen wo wir etwa noch eine Stunde warten bis endlich das Morgenessen kommt. Um etwa 10 Uhr morgens sind wir dann zurück im Bunker. Wir schauen ein bisschen Fernsehen und essen noch ein paar bestrichene Brote, die ich vorher organisiert habe. Der Fourrier nimmt mich um etwa halb 12 Uhr mit nach San Bernardino, wir gehen ins Restaurant essen. Schnippo mit Salat... Was für eine anstrengende RS.... Danach beziehen wir unsere neue "Kaserne". Eine hochmoderne Jugendherberge mit allen möglichen Extras, Luxus-Schnickschnack und Spielereien... Beispiele? Unser KP Büro besitzt einen 48 Zoll Plasma Bildschirm mit 1400 Kanälen per Satelitenreceiver... So lässt's sich leben denke ich mir und schaue ein bisschen BibelTV und trinke einen "Esspresso con extra Zucchero" vom Automaten gleich neben meinem Büro.

Am Dienstag holen wir dann den Rest der Kompanie nach San Bernardino und richten das KP nach den Wünschen unseres Kompanie Kommandanten ein. Da gibts für uns keinen Ausgang mehr, weil wir noch viel zu tun haben! Also verschieben wir unseren "Ausgang" auf Mittwoch. Weil in San Bernardino nichts los ist, schmeisst der Kadi kurzum die Leutnanten aus ihrem Vorbereitungszimmer raus und lässt uns dort drin den letzten Ausgang geniessen. Herrlich! Poker, Bier, Jägermeister, Brot, Aufschnitt, Käse, Singen auf dem Arbeitstisch des Leutnanten, Fernsehen, Breakdance in der Kantine, auf der Toilette liegen, Leute anschreien, mit WC Papier um sich schmeissen, ins Brünneli kotzen, alles aufputzen, den Wachmeister 3 fach sehen, ihn auslachen, aus dem Bett fallen, per SMS an den Geburtstag meines Vaters errinert werden, meinem Vater per SMS zum Geburtstag gratulieren.

-Schnitt-

0800 Donnerstag

Ich wache auf, keine Kopfschmerzen.
Ich fühle mich erstaunlich gut, ich weiss nicht was für Zeit ist. Ich habe verschlafen, scheisse.... gal...

Ich stehe auf, bin immer noch hochgradig besoffen. Zieh mir m
eine Trainerhosen an, ein paar Schlarpen um die Füsse. Ich brauche Wasser. Die Kameraden lachen mich alle aus, alle haben schon diese grünen Gwändli an, ausser ich. Sie hauen mir an den Kopf und fragen ob es weh tut. Ich verneine und gehe in die Küche, hole mir etwas zu essen.

Im Büro siehts noch nicht viel besser aus. Der Kadi meint nur zynisch zu mir:

"Savoca, meine der ihr chöntet nacher na go de TAZ alegge?"

Klar kann ich das, gar kein Problem. Ich werd doch nicht an meinem zweitletzten Tag noch rebellieren ;)

Alles was mir jetzt noch übrig bleibt, ist meine Sachen zusammen zu packen, die Hälfte davon muss ich abgeben. Vorallem den Schlafsack hätte ich gerne behalten... Am Nachmittag gibts dann das obligatorische 300m Austrittsschiessen. Für meinen Zustand sind 60 Punkte recht gut und reichen locker um zu bestehen, wir verschieben wieder zurück in die Kaserne, noch ein Poker, zwei Bier, Feierabend. Das letzte Mal.

Was bleibt da noch zu sagen? Es war eine geile Zeit. Der ganze Scheiss, wirklich alles im Militär was man anfangs richtig Scheisse fand. All das ist im Nachhinein nur noch geil. Ich bin schon fast so weit zu sagen:

" Je beschissener der Moment war, dest
o geiler findest du es im Nachhinein"

Wir wurden ein paar Mal von unserem Kader gefickt, wir mussten einige Male unten durch, aber wir haben nie aufgegeben. Wir haben nie aufgehört zu lächeln, waren mental stärker als die Jungs die uns ficken wollten. Das macht uns zu besseren Menschen, zu härteren Jungs, auch wenn wir in der Küche, im Büro oder in der Fassstrasse vielleicht nicht so viele Liegestütze machen mussten wie andere. Wir haben diese RS bestanden. Wir sind fertig. Das Gewehr bei dir zu Hause beweist es. Der Grabstein um deinen Hals trägt deinen Schweiss (okey bei mir nicht sooooo viel Schweiss)

Wir hielten uns auch nicht an all diese vielen Regeln wie die anderen. WIr haben uns den Kopf sogar aus Langeweile und Spass rasiert, nicht weil wir gezwungen wurden. Ja wir haben die Herausforderung gesucht. Die Panzerschule 21 in Thun hat mir ein paar gute Erfahrungen hinterlassen. Der 50km Marsch, eine Panzerfahrt bei -17° Celsius, hirnverbrannte Panzer Grenis, viel Kaffee aus dem Notkocher 71
und ganz ganz ganz viele Zigaretten in der Runde mit anderen Rekruten.

In diesem Sinne wünsche ich allen Jungen Erwachsenen die bald in die RS eintreten, oder es gerade sind. Eine gute Zeit, viel Nerven, viel Geduld, viele Zigaretten, gute Kameraden, gutes Kader und vorallem ganz viel Zwipf.



Bei allen treuen Lesern meines Blogs würde ich mich gerne recht herzlich bedanken. Hinterlasst doch einen Kommentar damit ich in etwa weiss wer alles mit gelesen hat :)

Ab jetzt werde ich eventuell auch öfters bloggen, aber definitiv nicht mehr über das Militär...
Cheerio und bis dann!

6 Kommentare:

  1. haha, ich han hald no en schlofsäck für mich ganz ellai und immr... ,) krls

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  2. So eine Woche ohne Militär.. hast sicher schon Enzugserscheinungen nicht?

    Gruzz Sam

    PS. Meine RS war bisher Schoggi pur :D

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  3. Nein Nein, ich vermisse es bis jetzt wirklich nicht mein Zimmer mit 18 Nasen zu teilen ;)

    Grüessli aus Aarau

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  4. han au immer chli gläse...funny stories...

    gruess usem schlitz und welcome back im Lebä :D

    Greetz

    Radical

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  5. welcome back!
    freut mi dass es dir gfalle het und du s'beschte gmacht hesch us dere ziit.
    du schriibsch total packend - das thema interessiert mi überhaupt nid und du schaffsch es, dass i es paar woche komplett gläse ha..

    wünsch der alles gueti und wer weiss, viellicht gsehnd mer eus ja wiedermol.

    noah

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  6. Sali, geile Blog bi zuefällig druff gstosse und ha d Bricht gläse.
    I be drum au als Büroordonänzler i teilt worde, mues dr Dienst abr no mache jetzt hani scho es bild devo wie ich mr de Dienscht guet ka gschtalte.
    Merci für d Unterhaltig und die guette Tipps!
    greez Altair "Alta" Koechlin

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