Sonntag, 11. November 2007

Leidensbericht Woche 2

Hell Yeah!
1. Grundregel im Militär:
Schlimmer geht's immer!

Montag Abend durfte ich den vergeigten Test nachschreiben, ja Organigramme haben mich noch nie sonderlich interessiert. Das hiess für mich, eine knappe Stunde Ausgang und danach 23.00 Uhr im oder vor dem Bett. Ich bevorzuge im Bett. Erstens ist es wärmer, zweitens bequemer und drittens habe ich tolle Aussicht auf die Kohlezeichnung die mir meine Freundin gemalt hat. Auf jeden Fall haben wir uns anständig zurückgehalten im Ausgang. Ein Bier in Ehren und dann ab in die Heia.

Dienstag Abends um 22.00 Uhr werde ich ins Büro des Kadi's gerufen. Sieben Rekruten stehen vor ihm, es riecht streng nach Mc Crystals und seine Nase ist braun. "Meine Herren", sein Blick wird glänzend, "Sie wurden ausgewählt um in der morgigen Nachtübung Nachtfalter Teil 1 jeweils eine Patrouille an zu führen. Deshalb werde ich Ihnen jetzt vorab schon Informationen zu diesem herrlichen kleinen Ausflug durch den Auwald geben." Toll, 4km Marsch mit 30 Kilo Gepäck, durch die arktische Kälte der weiten Prärie des Berner Oberlands... Ich freue mich natürlich wie ein kleines Kind, und kann meine Begeisterung vor dem Kadi fast nicht unterdrücken. Mit Wörtern wie "geil!" und "yeah!" versuche ich meine Sympathie aus zu drücken. Stolz entlässt uns der Ober Leutnant in den Feierabend.

Mittwoch Morgen 05:45

Frühsport! jaja der Trifit Test mit Rumpfkraft, Weitsprung und 12min Lauf. Das macht Spass! Vorallem wenn noch nicht mal die Sonne aufgegangen ist und du schon im Vornherein weisst, dass du heute Abend nicht vor 1 Uhr Nachts ins Bett kommst. Na gut, der Tag verläuft locker. Repetition des StGw 90 und seiner Einzelteile. Um 18.00 Uhr werden wir alle in Lastwagen verladen und in den Wald verfrachtet. Die letzten Sonnenstraheln helfen uns gerade noch zu tarnen, danach wirds dunkel. Verdammt dunkel. Jeder fässt eine Dose Futter und versucht sich mit seinem Schweizer Sackmesser Zugang dazu zu verschaffen. Notkocher, Gamelle, und fertig ist der Frass. Nach 3 Bissen höre ich Schreie von meinem Kadi. "ALLE PATROUILLENFÜHRER DAHER. MARSCH!" Heilige Scheisse, Chili con Carne in den Busch, alles zusammenpacken und im Eiltempo schleiche ich mich von hinten an den Kadi heran. Als er mich erblickt muss er lachen, weil ich im Halbdunkel von meinen Tarnstift nur die braune Seite verwendet habe, und deshalb aussehe wie der hier. Er drückt mir ein Funkgerät in die Hand und teilt mir meine Gruppe zu.
Jetzt lernen wir uns richtig zu tarnen, bewegen, atmen und sogar getarnt zu rauchen. Als der Wachmeister mich nach den zwei Lektionen frägt wo mein Trupp sei antworte ich ganz lässig. "Hinter Ihnen... getarnt"


Nun schleichen wir uns 2.5km an unsere Homebase heran, immer in Formation und überwacht vom Hauptfeldweibel. Wir schleichen uns an den Aktionsposten 3 heran. "an Regie der Patrouille 1, Gamma Passato Passato." flüstere ich durch meinen Funk. "Verstanden, Patrouillenführer zu Aktionsposten. Marsch." Ich bewege mich an die zwei Puchs die den Warnblinker gestellt haben.

Operation "Zundhölzli"

Zusammen mit den anderen Patrouillenführer werde ich darüber informiert dass der Baumstamm vor mir 350Kg wiege. Ziel: Halle M, Weg direkt. 1 Minute Zeit um zu überlegen, danach wird gepfiffen, und ich muss meinen Trupp aus dem Versteck holen und dieses verdammte Zundhölzli über 1.5km weit in die Halle zurücktragen. Ich nutze meine Minute dazu, mich zu verfluchen, dass ich das KV gemacht habe und nicht als Bauarbeiter eine Lehre gemacht habe. Aber zum Glück sind von meinen Leuten 7 Stück grösser als ich und haben diese grossen muskulösen Maurer Oberarme wie der Coke Light Man... Ich halte mich ein bisschen zurück, versorge die Männer mit Wasser und halte den Baumstamm ganze 30 Sekunden (bis ich fast zusammenbreche...) danach schreie ich sie nur noch an, dass sie "geili Sieche" sind und dass morgen ein Gratis Bier gebe. Wir erreichen den guten 5 Platz. Viel zu gut wie sich später herausstellt...

Der Morgen danach...

Scheisse mann, das ganze Zimmer hustet, keucht und schneutzt sich die Seele aus dem Hals. Da geht nichts mehr denke ich... falsch gedacht. Knapp eine Stunde später befinde ich mich auf einem Lastwagen Richtung Panzer Sappeur Arena. Wir werden gedrillt und gezüchtet bis ich das verdammte Gewehr nicht mehr sehen kann. Nach einem feinen Essen aus der Gamelle und einen Nickerchen in der Sonne geht s weiter mit dem Gedrille und ich glaube jeden Moment kotzen zu müssen. Passiert leider nicht, deshalb muss auch ich weitermachen.

Nach dem wir um 16.00 Uhr mit Suizid Gedanken spielen aber sogar dafür zu schwach sind, stellen wir uns in Zweier Kolonnen auf. Und jetzt kommen wir zur Weisheit vom Anfang.

Schlimmer gehts immer!

Ein höchstens zwanzigjähriger kleinwüchsiger Möchtegern Fascho schreit uns ins Gesicht:
"STRECKE 4KM, WEG INS ZIEL DIREKT, ART DER FORTBEWEGUNG EILVERSCHIEBUNG. UND JETZT SECKLE MINI DAME, SEEEEEEECKLEEEE!" also packe ich meine 30kilo Ausrüstung und meine Beine unter die Arme und beginne zu rennen. der kleine Hirnverbrannte Affe merkt aber schnell das die Kondition unseres Zuges (Motto: Easy debi si) nicht ganz an die von seinen Grenadier Freunden heranreicht. Er schreit uns zwar noch an, aber von "SECKLE!" ist da nichts mehr zu sehen. In meinem inneren Auge laufen Bilder ab, genaugenommen sehe ich mich selbst, wie ich mein Gewehr in das Gesicht dieses Scheiss Nazis ramme und seine Nase in dreizehnhundert Stücke verteile. "SEEEEECKLE!" und nochmal reisse ich mich zusammen, gebe alles und komme mit meinen Kollegen (ca. 20min nach allen anderen) endlich in der Kaserne völlig erschöpft an.
Zum Glück müssen wir nur noch Schuhe und Gewehr putzen. Danach haben wir um 18:00Uhr endlich grossen Ausgang und gehen mongolisch a discretion Essen...! Ay ay ay!

Freitag Morgen

Das Radio weckt mich: "und hüt isch endlich Winterafang... au in de tüfere Regione isch mit Schnee und starche windböe z rächne..."

ich glaub ich spinn...

"Mini Herre, 7 Minute Zyt, zum eres GT (5kilo) Gwehr (4kilo) und ere Kamprucksack (20kilo) zäme z packe! LOS LOS LOS"

Scheisse man, lange halte ich das nicht mehr durch. Gleich dreh ich durch, jetzt schmeiss ich dann den Bettel hin. Es langet, s Heu isch dunde. Ich kann nicht mehr.

"SAVOOOOCAAAA!"

äääh HIER!

"SEND SIE PARAT?"

ääää JO HAUPTFELDWEIBEL, PARAT FÜR UFS FELD!

"NEI FALSCH, REKRUT SAVOCA, SIE SEND AB JEZ IM BÜRO, HOP AB MARSCH S ZÜG WEDER UFE TUE, IN 10MINUTE SIND SIE UFEM KP!"

HALLELUJA!

Meine Gebete wurden erhört...

Was dann kommt ist schwer in Worte zu fassen... Hier vielleicht eine kurze Auflistung

-Alle Tageszeitungen der Schweiz
- Das SCS Fresspäckli in aller Ruhe aufmachen
- Solitär und Minesweeper
- DRS 3
- ich bin im Büro und draussen in folgender Reihenfolge:
Regen, Hagel, Schnee

Ich habe es geschafft. Ich bin wieder im Büro. Ich kann wieder sesselfurzen. Yes.

Da kommt der Kadi rein, schaut mich ernsten Blickes an, tief in die Augen und sagt mit erhobener Stimme.

"Savoca, sie hend doch d Patrouille 1 gfüehrt vorgester Z nacht... "

ääääh joooo....

"Sie send super gsi, ich han nume guets ghört!
Wänd sie eigetlich nid witer mache?"


1 Kommentar:

  1. Hey Man,

    das isch halt andersch als am Telefon dr Verchäufer markierä.
    Do bliebt am Andrea doch mol dr pfuus ewäg, hi hi

    Griessli Ditschy

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